PresseText zur Ausstellung „Zwischen den Wassern“
Zu meinen Arbeiten
Die hier ausgestellten Arbeiten stammen konzeptionell aus den letzten drei Jahren, realisiert habe ich sie im Lauf der letzten 12 Monate.
In meiner derzeitigen Arbeit geht es mir um den Transfer vorgefundener Strukturen im Micro-, wie Makrokosmos der Natur, und immer wieder Transparenz und Opazität. Denn hier ist nicht nur der Bildträger durchsichtig, sondern auch die lasierend aufgetragenen Farben scheinen durch und mischen sich Schicht um Schicht. Ein Prozess, der zwar gelenkt, bei dem aber das Unvorhersehbare willkommen ist. Hinzu kommt das Licht, das durch die Glasscheibe gefangen und gebrochen wird, so dass ein irisierender Effekt eintritt, der die Farben intensiviert.
In diesem neuen Abschnitt meiner Arbeit, Malerei und Fotografie zu kombinieren, werden die parallel entstandenen Fotos aus ihrem Skizzen- und Dokumentationsstatus herausgelöst und zum gleichwertigen Bildpartner. Da sich beide Medien auf bzw. hinter Plexiglas als Trägermaterial manifestieren, fügen sie sich in besonderer Weise sowohl inhaltlich, als auch formal zu einer starken, miteinander korrespondierenden Einheit zusammen. So bilden diese Arbeiten eine neue, intermediale Werkgruppe in meinem künstlerischen Schaffen.
zur Historie: Ich arbeite schon seit über 20 Jahren auf Plexiglas als transparentem Bildträger, da ich diesen als festen, Widerstand leistenden Untergrund mit seiner dennoch weichen Oberfläche, die den Farbfluss besonders gut und satt aufnimmt, sehr schätze. In erster Linie aber wähle ich das Plexiglas, da es mir aufgrund seiner Transparenz erlaubt, in vielfältigen Schichten mit feinen Lasuren experimentell und prozesshaft zu arbeiten. Denn sie haben die Eigenschaft, das Licht sowohl durchzulassen, als auch zu reflektieren und verleihen damit den Farben eine besondere Leuchtkraft und Luminanz.
Da die Plexiglasscheibe zwei Seiten hat, ist der Wechsel des Farbauftrags von Vorder-auf Rückseite möglich, und lässt so einerseits matte, stumpfe und Struktur bildende, andererseits auch glänzende Flächen erzielen wie in der klassischen Hinterglas-Malerei. In der Komposition beider, und nur durch dieses Medium - Plexiglas - möglichen Varianten des Farbauftrages, erreiche ich einen besonderen Spielraum an Dreidimensionalität und Tiefe. So laden meine Bilder den Betrachter ein, sich ihnen auch haptisch zu nähern, um Auge und Geist in ersten individuellen Deutungsversuchen zu unterstützen und zu ergänzen.
Gisela Happe im April 2012